Selbstfürsorge – Lernen in Umbruchzeiten

Unser Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann.

Dieser schöne Satz wird Francis Picabia zugeschrieben und in der aktuellen Krisenzeit scheinen Umdenken, „neue“ Kommunikationstools wie skipekonferenzen aber auch softskills, wie das Vertrauen, dass Mitarbeiter im Homeoffice für die Firma arbeiten und nicht im Garten, wichtiger denn je.

Aaron Antonovsky hat 1970 ein Konzept entwickelt, dass als Salutogenese speziell in den Kreisen von Medizin und Psychologie weltbekannt wurde. Er erforschte die Entstehung von Gesundheit – salus, gesund, genese, entstehend, und stellte diese der Pathogenese – der Entwicklung von Krankheit, gegenüber. In seinem sehr einfachen Grundmodell basierend auf der Dreiheit – Verstehen – Handhaben – Sinn erkennen – liegt ein ganzer Kosmos von Selbstfürsorge. In diesen Tagen können wir erfahren, wie unterschiedlich Selbstbesorgte (Bude) und Selbstfürsorger unterwegs sind. Die Einen schnappen sich die letzten Klopapierpackete aus dem Regal, die Anderen rufen auch entferntere Freunde, Kollegen, Bekannte an und fragen: wie geht es Dir denn so in der Situation?
Selbstfürsorge kann auch bedeuten: gemeinsam der Herausforderung zu begegnen. Denn es kann erfüllend sein, nicht zu verwechseln mit es ist immer bequem, über den eigenen Horizont hinauszublicken oder sogar, wie es ein Buchtitel formuliert: „Die Lust am Guten“ zu entdecken.

Eine Firma in Hamburg hat aktuell 6000 Liter Desinfikationsflüssigkeit extra produziert und der Produktionsleiter sagt dazu: „darauf sind wir Alle stolz.“ Stolz sein auf die Arbeit, gilt als einer der wichtigsten Resilienzfaktoren im betrieblichen Bildungsauftrag Selbstsorge.
Aktuell wird europaweit den Systemträgern, Gesundheitspflegerinnen und Pflegern in Krankenhäusern und Seniorenheimen, Verkäufer/Innen an der Supermarktkasse, ja sogar den Frauen und Männern von der Müllabfuhr, besser gesagt Stadtreinigung, gedankt. Für die Generation meiner Eltern auf dem Dorf, war es noch selbstverständlich den Leuten von der Müllabfuhr jedes Neujahr ein Geschenk auf die Tonne zu packen.
Morgens auf dem (Eil)Weg zur Arbeit ist so ein Müllabfuhrauto natürlich eine Geduldsprobe. Aber auch Geduld fühlt sich in diesen Zeiten anders an. Und wer erst eine Pandemie braucht, um über die Wichtigkeit all der vielen Dienstleister/innen, die unsere Gesellschaft, das System, am Laufen und (zusammen-)halten, nachzudenken, kann vielleicht die Zeit jetzt auch einmal nutzen, um die Grenzen seiner Wahrnehmung neu zu überdenken.

Eine Krise wie die jetzige fordert uns emotional heraus. Die Vulnerabilität bei uns Einzelnen und die unseres Systems als Ganzes wir deutlich. Es gibt keine 100% Sicherheit. Wir können nur unser Bestes tun. Neulich habe ich den Satz gelesen:“keine Regierung der Welt kann diese aktuelle Krise und ihre – finanziellen – Folgen zu 100% abfedern.“
Dies gilt vermutlich auch für Organisationen, Firmen usw.

Und es werden Unterschiede deutlicher: in einer bekannten Münchner Tageszeitung war neulich zu lesen, in NY sind die Wohlhabenden in ihre Villen auf´s Land geflohen, während die Mitarbeiter z.B. in den zahllosen Restaurants arbeitslos sind. Wer das System in den USA ein wenig kennt, wird wissen, was das bedeutet und vielleicht auch, erkennen, wie gut es uns hier noch geht.

De Shazer hat in seinem lösungsorientierten Ansatz bekanntlich darauf hingewiesen, dass statt zu fragen, woher kommt das Problem, es wichtiger sei zu fragen: was ist die Lösung? Und wie komme ich dahin? Also wie Antonovsky vorschlägt, die Dinge zu handhaben, zu gestalten, zu handeln. Aus meiner Sicht schließen sich Ursachenerforschung und zielgerichtetes Handeln allerdings nicht aus. Im Gegenteil: sie erhellen sich gegenseitig und zu handeln ohne zu verstehen wäre bloßes agieren!
Davon brauchen wir innerplanetarisch nicht noch mehr und außerirdisch sind wir noch nicht weit genug etabliert. Wie es auf vielen Plakaten bei den FfF Demos zu lesen war: there is no planet B und eine Frau hat auf ihre wunderbar selbst gestrickte und bestickte Weste geschrieben: everyday is Friday!

Was hilft also in Sachen Selbstfürsorge?

  • Rituale einfacher Art, Rhythmus und Regelmäßigkeit (trotz homeoffice!)
  • Eigene Grenzen anerkennen und die von Anderen respektieren, das üben wir gerade!
  • Innehalten und den eigenen Standort, neu, bestimmen, d.h. vielleicht auch die Zeit trotz vieler – materieller – Verluste, so gut es geht, nutzen
  • Rollen und Aufgaben, berufliche und private, überprüfen und klären
  • Sich selbst und auch Anderen „Raum für Gefühle“ geben bzw. lassen.
  • Das ist u.U. eine große Herausforderung an die „Freundschaft mit sich selbst“.
  • Denn in dieser aktuellen Entschleunigung kommt aus dem eigenen Innenleben nicht einfach „nur Gutes“ zum Vorschein.
  • Äußere Konditionierungen, heutzutage prima und vollumfänglich digital verpackt und versandt, wie „sollen, müssen, hätten“, sich nicht ungeprüft aneignen
  • Sich der Digitalisierung unserer Zeit, unserer Gedanken, Gefühle und unseres Körpers, S. Lobo spricht in diesem Zusammenhang vom „digitalisierten Körper“, nicht ungeschützt ausliefern.
  • Was C.G. Jung noch das „kollektive Unbewusste“ nannte, und er sah das verborgen bzw. verschlüsselt transportiert in Märchen, Symbolen, Bildern, Mythen, auf heilsame Inhalte hin erneut zu erforschen bzw. zu erinnern
  • Konsequente Ausrichtung auf Handlungsspielräume
  • Ohne gleich wieder im Kampf- und Fluchtmodus, Motto, „was lernen wir aus der Krise“ die Muskeln spielen zu lassen
  • Sich vielleicht mal wieder fragen, was war damit eigentlich gemeint, z.B. mit dem skill „innere“ und „äußere“ Achtsamkeit?
  • Den „Lebensrucksack erleichtern“ (ein schöner Hinweis der Resilienzforscherin Wellensiek)
  • In Resonanz gehen, mit den kleinen Freuden usw.
  • Dankbar sein…

Auf der Müslipackung (natürlich „bio“!) einer allgäuer Firma steht der schöne Satz:“Die einfachen Dinge sind im Leben oft die Besten.“
Ingeborg Bachmann hat es, ihr gemäß, poetischer formuliert. Vielleicht angesichts der realen gesundheitlichen Bedrohung durch den Virus erneut aktuell und für jede und jeden wünschbar, weil so wertvoll:
„Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein“

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